Die Kupferleitungen der alten Telefonnetze transportieren in Deutschland einen erheblichen Teil des Datenaufkommens. Ihre Modernisierung ist noch immer ein wichtiger Bestandteil der deutschen Breitbandstrategie[1]. Allerdings sollte eine digitale Infrastrukturpolitik nicht auf Technologien setzen, deren Leistung bereits heute an ihre Grenzen stößt und für die nächste Generation von Internetdiensten nicht mehr geeignet ist. Werden veraltete Kommunikationsnetze weiter ausgereizt, gehen nicht nur Investitionen langfristig verloren. Gleichzeitig nimmt der Rückstand des digitalen Standorts Deutschland gegenüber Staaten mit modernen Infrastrukturen weiter zu. Viele andere europäische Länder, darunter Portugal, Niederlande oder Schweden, sind bereits einen Schritt voraus: Sie treiben den Ausbau ihrer Glasfasernetze intensiv voran[2].
Glasfaserbasierte Netze, die Verbraucher, Betriebe und Unternehmen lückenlos mit dem Internet verbinden, besitzen – trotz ihrer hoher Investitionskosten – eine fast unbegrenzte Kapazität und ermöglichen extrem hohe Geschwindigkeiten. Sie sind deshalb die einzig verfügbare Technologie, die den Anforderungen einer modernen Wirtschaft und Industrie dauerhaft gerecht werden kann.
Geeignete Alternativen fehlen. Die neuste Generation der Mobilfunknetze kann – aufgrund hoher Kosten für die Datenübertragung und vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten bei vielen Nutzern – die Breitbandnetze nur ergänzen, nicht aber ersetzen. Die kupferbasierte “Vectoring” DSL-Technologie wie auch die in Deutschland immer beliebteren Kabelanschlüsse sind ebenfalls nicht geeignet, um die rasant steigenden Datenmengen längerfristig zu bewältigen. Sie können die Überlastung nur verzögern. Vectoring für DSL geht zusätzlich zu Lasten des Wettbewerbs, da die Technologie nicht für Drittanbieter offensteht.[3] Zudem entstehen durch ihre Förderung fatale Anreize: Anstatt den Bau moderner, belastbarer Netze zu belohnen, wird ein Geschäftsmodell auf Basis langsamer und veralteter Kupferleitungen subventioniert.
Der Übergang zu Glasfasernetzen erfordert ein entschiedendes Handeln der Politik und eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor. Auf sich allein gestellt wird der Telekommunikationsmarkt diese Transformation auf viele Jahre nicht bewältigen. Eine digitale Infrastrukturpolitik sollte daher den Ausstieg aus Kupfernetzen beschleunigen, Anreize für den Bau von Glasfaserleitungen schaffen und gemeinsam mit Netzbetreibern, Investoren und öffentlichen Kreditgebern die notwendigen Marktbedingungen unterstützen. Darüber hinaus sollte die Politik die Akteure fördern, die bereits heute erfolgreich Glasfasernetze realisieren: Kommunen und Städte verlegen seit Jahren Glasfaser auf eigene Kosten, um lokale Industriegebiete und Bürger mit Internetanschlüssen zu versorgen, die auch in den kommenden Jahren ausreichende Kapazitäten garantieren. Die Finanzierung erfolgt über die Vermietung des Netzes an private Telekommunikations- und Internetanbieter.
[1] Daniel Delhaes & Ina Karabasz (2015): Kupfer statt Zukunft, Handelsblatt, http://www.handelsblatt.com/my/politik/deutschland/schnelles-internet-kupfer-statt-zukunft-/v_detail_tab_comments/12056700.html?ticket=ST-2316060-mzNNWyaQhTtbYBqGkOnP-s02lcgiacc02.vhb.de
[2] Dr. Holger Schmidt (2014), Deutschland verliert den Breitband-Wettbewerb, Netzoekonom.de, https://netzoekonom.de/2014/03/20/deutschland-faellt-im-breitband-wettbewerb-zurueck/
[3] Achim Sawall (2015): Bundesnetzagentur für exklusives Telekom-Vectoring offen, Golem.de, http://www.golem.de/news/hauptverteiler-bundesnetzagentur-fuer-exklusives-telekom-vectoring-offen-1508-115975.html?utm_source=nl.2015-08-27.html&utm_medium=e-mail&utm_campaign=golem.de-newsletter