Literatursicht Plattformmärkte, Folge 4 (August 2015)
Sharing-Ökonomie vs. Plattformmärkte
Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat ein lesenswertes Positionspapier „Teilen, haben, teilhaben – Verbraucher in der Sharing Economy” veröffentlicht. Dankenswerterweise wird der Begriff des „Sharings“ genauer definiert. Konsequenterweise hätte man ihn dann allerdings auch weitgehend durch den Plattformmarkt-Begriff ersetzen können – viele der im Empfehlungsteil angesprochenen verbraucherpolitischen Herausforderungen beziehen sich als Plattformen im allgemeinen, nicht nur auf Sharing.
Marktmacht
Lutz Becker, Studien-Dekan der Fresenius Hochschule in Bonn, verbindet eine Kritik der klassischen Volkswirtschaftslehre mit einer düsteren Prognose zur Plattformökonomie. Der Kernvorwurf lautet: Die neoklassische VBL sei blind für die Gefahren digitaler Plattform-Monopole. Man hat das Gefühl, dass diesem Szenario ein eher einseitiges Verständnis von Plattform-Märkten zu Grunde liegt. Becker wirbt für eine „offene, partizipative branchenunabhängige Mehrzweck-Plattform“, die er im Rahmen eines Forschungsprojektes beschreiben will. Wir sind gespannt, was er damit meint!
Thomas Vehmeier wirbt für einen kooperativen Ansatz, um Alternativen zu „Plattform-Monopolen“ zu schaffen. Der Text hat zwei Schwächen: Die Behauptung, digitale Plattformmärkte seien „Winner takes it all“-Märkte, lässt sich kaum beweisen. „A winner takes a lot, but not much more than 50% of a given market“ klingt zwar nicht so sexy, dürfte aber realistischer sein. Zweitens bleibt die Beschreibung der kooperativen Plattform-Erstellung vage. Hier müsste man genauer analysieren, unter welchen Umständen solche Konsortialansätze erfolgreich sein können. In vielen Plattform-Märkten ist Geschwindigkeit sehr wichtig – da haben „Plattform-Entrepreneure“ wohl bessere Karten als komplexe Konsortien. Insbesondere wenn letztere sich aus „Otto-Normal-Unternehmen“ (digisprech: „Digital Laggards“) zusammensetzen!
Arbeitsmarkt
Tad Milbourn beschreibt in einem lesenswerten Artikel auf Techcrunch den Wandel des Arbeitsmarktes, der durch die Plattformisierung ausgelöst wird. Für viele ist der „Contractor-Arbeitsmarkt“ attraktiver als Festanstellungen. Stellt sich die Frage, ob dieser Gedanke in Ministerien, die „lebenslang“ verhängen, wirklich verankert werden kann.
Veranstaltungen
Gunnar Sohn und Miliana Romic organisieren die „Next Economy Open“-Konferenz zum Thema Plattform-Ökonomie am 9. und 10. November in Bonn. CU there!
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